Verantwortungsvoller Tourismus - amavido

Als jemand der es liebt zu Reisen, reizen mich ganz besonders kleine Ortschaften. Ich habe schon immer Ausschau gehalten nach Dörfern und Plätzen abseits der abgetretenen, allseits bekannten Wege. Ein kleines Dorf kann zu einer Lebens-, aber auch einer Reise-Entscheidung werden. Den Urlaubs- und Reisefokus auf kleine Orte zu legen bedeutet, soziales Kapital und vor allem ein lokales Erbe wertzuschätzen, das von der Tourismusindustrie bisher weitgehend übersehen wurde.

Dabei sind gerade die mediterranen Länder von einer Vielzahl an Dörfern charakterisiert, die von einer langen, abenteuerlichen Geschichte aus Imperien, Königreichen & Eroberungen herrührt. Die Zersplitterung dieser Gebiete spiegelt ihren Reichtum & ihre facettenreiche Identität wider, was längst nicht nur im mediterranen Raum der Fall ist. Die Weltbevölkerung wird zunehmend urban - mehr als die Hälfte aller Menschen lebt in größeren Städten. Im Gegenzug wollen immer weniger Menschen auf dem Land bleiben, was zu einem immer größeren Problem für die ländliche Bevölkerung wird.

Die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ist daher nicht nur im Hinblick auf die rapide „Entleerung“ auf dem Land wichtig, sondern auch um gegen den Druck zu wirken, den gerade der Mainstream-Tourismus auf die einzelnen Destinationen ausübt. Den Blick verstärkt auf das Kleine, das Einfache zu lenken scheint eine geeignetere Vorgehensweise zu sein, die lokale Entwicklung voranzutreiben, und den Nachteilen der modernen Wirtschaft und dem Massentourismus etwas entgegenzusetzen.

Verantwortungsvoller Tourismus in kleinen Dörfern

Einwohner im Dorf Ginestreto. Foto: amavido Fotograf Giulio Rivelli.

Im Tourismus fanden in den letzten Jahren jene kleine Regionen wieder mehr Beachtung. Es tun sich insbesondere Vereine hervor, die kleine Gemeinden und Dörfer einbeziehen und fördern. Sie achten nachhaltige Standards und setzen sich für die Erhaltung des lokalen Erbes ein.
In der westlichen Welt wird der ländliche Lebensstil und das Leben auf dem Dorf zu einem Symbol für liebevolle menschliche Beziehungen, für ”sharing economy”, Selbstversorgung und für einen nachhaltigen Lebensstil. Diese Merkmale sind mitunter der Grund dafür, dass immer mehr Menschen ihr Leben und ihre Einstellungen zum Tourismus ändern.

Das steigende Interesse an den neuen „kleinen Realitäten“ und einer bewussten Langsamkeit ist eine Bewegung, die sich allmählich in verschiedenen Orten der Welt verbreitet. Das zeigt nicht zuletzt die Vielzahl an Vereinen, die die schönsten Dörfer des Landes fördern und der Außenwelt zugänglicher machen. Sie sind momentan vor allem in Italien, Frankreich, Spanien, Kanada und Japan aktiv. Obwohl es sich um verschiedene Organisationen weltweit handelt, überschneiden sich ihre Visionen, Kriterien und Ziele. Sie wollen die schönsten Dörfer des Landes zeigen, zertifizieren und fördern. Dadurch soll ihr materielles und immaterielles Erbe bewahrt werden, um die Entvölkerung zu verhindern und der Bevölkerung neue innovative und zukunftsträchtige Wirtschaftsstrategien aufzuzeigen.

Foto: amavido Fotograf Matthias Neumann

Doch wie kann man als kleines Dorf in einem solchen Verein aufgenommen werden? Kann wirklich jedes Dorf unter einer gewissen Einwohnerzahl integriert werden? Nein - die Dörfer können eine Aufnahme beantragen und der Verein prüft daraufhin, ob sie die Standards erfüllen. Grundsätzlich müssen sie die Authentizität ihrer städtischen Strukturen und die Qualität ihres architektonischen Erbes nachweisen. Außerdem müssen Serviceleistungen und Infrastrukturen vorhanden sein, die die Lebensqualität der Bevölkerung verbessern.
Der Sinn dieses Kriterienkatalogs liegt darin, dass ein schöner Ort zum Leben auch ein schöner Ort für eine Reise sein muss. Wenn das Dorf akzeptiert wurde, muss es einen jährlichen Mitgliedsbeitrag zahlen.

Verantwortungsvoller Tourismus in kleinen Dörfern - ein Win-Win-Szenario für alle?

Das Ganze scheint also ein Win-Win-Szenario zu sein - indem die kleinen Dörfer erneut an Sichtbarkeit gewinnen, und die Vereine an öffentlicher Anerkennung. Die Zahl der teilnehmenden Orte steigt, genauso wie die Zahl der Reisenden, die sich mehr und mehr für diese Art des Reisens interessieren. Es ist ein Phänomen, das die Vernetzung von neuen, kleinen und weit verbreiteten Tourismusdestinationen begünstigt, und die Aufmerksamkeit damit verstärkt auf Gebiete lenkt, die einzigartig und zugleich geschwächt sind. Denn nicht nur ihr architektonisches Erbe und ihre Gebäudesubstanzen benötigen Restaurierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen.

Auch der Ausbau des touristischen Potentials und die Weiterentwicklung der wirtschaftlichen Möglichkeiten beansprucht finanzielle Ressourcen und die Dörfer sind hier auf die Hilfe und Unterstützung der Vereine angewiesen.
Die Tragödie durch die Zerstörung des letzten großen Erdbebens in Italien zeugt davon, wie wichtig ein weites Netzwerk der kleinen Dörfer ist, die so schön und einzigartig, und eben doch auch so zerbrechlich sind. Wären die alten Landhäuser und Bauernhöfe damals schon ordnungsgemäß gepflegt und vom Staat unterstützt worden, hätte ein großer Teil des angerichteten Schadens vermieden werden können.

Foto: amavido Fotograf Matthias Neumann

 Die „schönsten Dörfer“ - eine globale Entwicklung?

„The movement of The Most Beautiful Villages was born in 1982 in France as a new social movement overcoming a deadlock of urban model based on the myths of economic growth prevailing in developed countries. The movement spread to Walloon in Belgium, Quebec in Canada, and Italy and - by 2012 - 5 countries including Japan established “The Most Beautiful Villages of The World“ (http://utsukushii-mura.jp/en/)“

Hier findest du weitere Infos zu den einzelnen Ländern, Verbänden und Dörfern:

‘Borghi Più Belli d’Italia’ – Die schönsten Dörfer Italiens

Den Verband Borghi più belli d’Italia gibt es seit 2001. Bisher wurden 257 Dörfer aufgenommen.

‚Les Plus Beaux Villages de France‘ - die schönsten Dörfer Frankreichs

Der Verband Les Plus Beaux Villages de France existiert seit 1982 und umfasst 157 Dörfer.

‚Los Pueblos màs bonitos de Espana‘ - die schönsten Dörfer Spaniens

Los Pueblos màs bonitos de Espana“ gibt es erst seit 2011 mit schon 44 Dörfern.

Japan - die schönsten Dörfer Japans

Den Verband The most beautiful villages of Japan gibt es seit 2005 mit bereits 41 Dörfern.

Du bist neugierig geworden auf die „schönsten Dörfer“, auf ihre Ursprünglichkeit und Charme? amavido unterstützt die Orte mit einem breiten Angebot an Gastgebern und familiengeführten Unterkünften. Beantworte unverbindlich unsere kurzen Fragen und wir schicken dir eine Auswahl an Dörfern, die am besten zu dir passen. 

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