Im Juni diesen Jahres ereignete sich ein bedrohliches Ereignis in der Westantarktis. Einer der größten je gesichteten Eisberge hat sich gelöst. Forscher schlagen - wieder einmal - Alarm, Umweltschützer schütteln allwissend den Kopf und Politiker werden wild beschuldigt. Doch wie reagiert die Gesellschaft auf den voranschreitenden Klimawandel und was bist du bereit für die Umwelt zu unternehmen?
Teil 1 - Die Deutschen wollen umweltfreundlicher leben - im Rahmen ihrer Komfortzone
Wie es scheint, gehören Umwelt- und Klimaschutz mehr denn je zu den zentralen, gesellschaftlichen Herausforderungen. Das Internet wimmelt nur so von “Zero-Waste”-Ratgebern, Duschcreme-Alternativen und sogenannten “GreenApps”. Die “ökologische Frage” ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und wird nicht mehr länger nur als lästiges Problem der Menschheit wahrgenommen.
Bewusstsein für die Umwelt ist da
Naturbewusst zu handeln gehört für immer mehr Deutsche zu einem guten Lebensstil dazu.
Zumindest theoretisch. Denn theoretisch wissen wir alle, dass wir zu viel Plastik produzieren, dass es unnötig ist jeden zweiten Tag ein Bad zu nehmen und dass wir den Einkauf eben auch schnell mit dem Rad statt mit dem Auto hätten erledigen können.
Trotzdem ist Deutschland beim Ranking um die grünsten Länder der Welt vom Environmental Performance Index (EPI) gerade mal auf Platz 30 gelandet. Woran hapert’s da?
Politiker sind Schuld!
Was tun “die da oben” eigentlich für unsere Umwelt? Eine Frage, die viele Deutsche interessiert. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes von 2016 zählt jeder fünfte Deutsche Umwelt und Klimawandel zu einer der wichtigsten Herausforderungen der Bundesrepublik.
Außerdem geht die Mehrheit der Deutschen davon aus, dass die Bundesregierung sich nicht genug engagiert für Umwelt- und Klimaschutz.
Meckern kann jeder, aber machen wir eigentlich selber etwas dafür?
Immerhin - seit 2010 ist das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz stetig gewachsen, insbesondere im politischen Kontext. Damit ist auch das Interesse an dem Thema Globalisierung, laut Umfrage, über die letzten Jahre um das Doppelte angestiegen.
Hier ist die Welt noch Grün
Für ihr eigenes Land bewerten deutsche BürgerInnen die Qualität der Umwelt überdurchschnittlich hoch - und das seit 2004. Ein Dreiviertel der Menschen war 2016 mit der Umweltqualität in Deutschland zufrieden. Im Kontrast dazu steht die weltweite Umweltsituation. Diese wird erschreckend schlecht von uns Deutschen eingeschätzt. Also ganz nach dem Motto: “Innen hui, außen pfui!”
Umweltqualität weltweit und in Deutschland, Umfrage vom BMUB / Umweltbundesamt
Sind wir deswegen zu bequem etwas zu verändern?
Außerdem verrät die Studie, dass wir die hiesige Wirtschaftspolitik mitverantwortlich machen für die auswärtige schlechte Umweltpolitik. Interessant ist dabei, dass unser Bedürfnis nach einer intakten Umwelt weitaus geringere Priorität hat, als soziale Sicherheit, Familie und ein hoher Lebensstandard. Da die ältere Generation vermutlich mit mehr Armut aufgewachsen ist, ist ihnen die Erfüllung der Grundbedürfnisse besonders wichtig.
Im Punkt Wirtschaft scheiden sich die Geister: Einerseits ist eine Ankurbelung der Wirtschaft von Nöten, um einen guten Lebensstandard aufzubauen. Dennoch kritisieren viele Jüngere den Wirtschaftswachstum und sehnen sich nach einem nachhaltigeren System.
Die Konsumjunkies von heute
Hoher Lebensstandard bedeutet heute vor allem: Ich kann mir kaufen, was ich will!
Trotz zahlreicher Fair-Trade-Produkte, Slow-Fashion und der Flohmarkt-Bewegungen: Der Großteil der jüngeren Bevölkerung konsumiert in Massen (Tendenz steigend!) und zwar insbesondere im Bereich Mode und Elektronik. Ein Teil wird langweilig, wenn man es zweimal getragen hat, also muss etwas Neues her. Das neuste Smartphone ist auf dem Markt? Nach ein paar Tagen brauchen wir es auch!
Um den Hunger der Konsumjunkies zu stillen, gibt es mittlerweile alle 1-2 Monate neue Kleider-Kollektionen. Modeketten verteidigen sich mit den Worten:
“Wir müssen uns an die Bedürfnisse der Kunden anpassen, die WOLLEN nun einmal ständig Neues und alles für wenig Geld.”
Stimmt, Preis ist einer der wichtigsten Argumente beim Kauf von Kleidung, sagt die Umfrage des Umweltbundesamts. Material der Kleidung hat wenig Bedeutung und das Herkunftsland wird noch immer von 50% der Konsumenten komplett ignoriert.
Wenns ums Konsumieren geht, rückt also das Umweltbewusstsein schnell mal in den Hintergrund.
Fahren wir grüner?
Immerhin - in Bezug auf Mobilität geht’s bergauf!
Der Besitz eines Autos ist für die jüngere Generation zwischen 14 und 25 Jahren relativ unwichtig geworden. Sieht so aus, als sei das langjährige Prestige-Symbol Auto langsam ersetzt worden durch das zumindest etwas umweltfreundlichere Smartphone. Viele junge Leute steigen auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder um. Das ist bei den Älteren nicht sehr beliebt.
Kinder und Jugendliche wünschen sich mehr Beratung bezüglich der Wahl ihrer Verkehrsmittel. Dass sie im jungen Alter das Thema schon besser verstehen wollen, bringt Hoffnung auf einen besseren Umgang mit der Umwelt mit sich.
Die junge Generation ist auch zunehmend interessiert an neuen Konzepten wie Carsharing und Mitfahrgelegenheiten. Die Unternehmen bedienen zwar noch immer eine Nische, nichtsdestotrotz steigen die Nutzerzahlen stetig.
Sharing is Caring!
Denn auch Tauschen, Ausleihen, Reparieren und Verschenken haben an großer Beliebtheit gewonnen. Wobei hier interessant zu beobachten ist, dass Langlebigkeit eine geringere Priorität hat als die Wiederverwendung von gebrauchten Gegenständen. Allgemein ist also der Ankauf gebrauchter Sachen beliebter als der eigene Verkauf.
Geht dir der Straßenlärm auch so auf den Wecker?
Du bist spät ins Bett gekommen und kannst endlich mal ausschlafen, doch um 06:00 werden deine Träumen von einer idyllischen Strandwanderung auf Sizilien unterbrochen - und zwar von lautstarkem Motor-Brummen vorbeipreschender Autos.
Lärm und Gestank - das sind die beiden Faktoren, die die Deutschen laut Umfrage am meisten nerven in Bezug auf die Folgen der Umweltbelastung. Ein Dreiviertel der Befragten in Deutschland fühlt sich zumindest “etwas belästigt” durch Autoabgase und Straßenlärm. Auch Industrie- und Fluglärm sind unangenehme Folgen umweltfeindlicher Lebensweise, von denen sich viele gestört fühlen. Deswegen geben tatsächlich mehr als 90% der Befragten an, dass sie bereit wären auf ihr Auto zu verzichten, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Hier ist es also Sache der Politik, die richtigen Schritte in die Wege zu geleiten!
Gesundheitsbelastung und Sozialer Status, Umfrage vom BMUB / Umweltbundesamt
Die Menschen seien bereit, alte Gewohnheiten abzulegen, bräuchten aber gute Alternativen, so Bundesumweltministerin Hendricks.
„Weniger Autos, ein leistungsfähiger und günstiger öffentlicher Nahverkehr, gute und sichere Fahrradwege – all das wünschen sich viele Menschen, um die Lebensqualität zu verbessern und die Umwelt zu schätzen schützt.“
Ökostrom wird endlich hip!
Auch Ökostrom und energieeffiziente Geräte ziehen immer öfter in die Haushalte mit ein. Die Hälfte der Deutschen gibt an, sich nach einem umweltschonenden Stromanbieter umzusehen und hat schonmal ein energieeffizientes Gerät gekauft.
Knapp ein Zehntel der Leute, die in den letzten 12 Monaten eine Flugreise unternommen haben, geben außerdem an Kompensationszahlungen geleistet zu haben, um die eigene Kohlendioxid-Emission auszugleichen. Dabei sollte man jedoch wissen, dass die Hälfte der Befragten darüber keine Aussage machen konnten oder wollten.
Zeit für soziale Umwelt-Politik
Soziale Gerechtigkeit ist eines dieser Themen, die uns mindestens schon genauso zum Halse heraushängen - eben weil sie so wichtig, um nicht zu sagen unabdingbar ist für unsere Gesellschaft. Was wäre also, wenn man die beiden Themen miteinander verknüpfen würde?
Die Mehrheit in Deutschland kann sich gar nicht vorstellen, dass man die Gleichverteilung in der Gesellschaft durch Umweltschutz verbessern kann oder eine Verknüpfung der beiden Themen herstellbar ist. Dabei gibt es sehr wohl Verknüpfungspunkte. Befragungen des letzten Jahres zu Folge sehen über 80% der Deutschen zumindest einen Zusammenhang zwischen nachhaltiger Entwicklung und Gesundheit. Durch mehr Umweltbemühen erwarten sie sich eine Zunahme von Lebensqualität und stärkere Naturverbundenheit. Davon erhoffen sie sich eine Verbesserung ihrer Gesundheit.
Aus: Umweltbewusstsein in Deutschland 2016, Umfrage vom BMUB / Umweltbundesamt
Auch Faktoren wie Bildung, Einkommen und Wohnort beeinflussen die gesundheitlichen Folgen, die die Umweltverschmutzung mit sich bringt. So nehmen Bevölkerungsgruppen mit geringem Sozialstatus laut Studie ihre gesundheitliche Belastung deutlich stärker wahr.
Warum das? Nunja, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die günstigsten Wohnungen meist an Hauptverkehrsstraßen oder in Flughafennähe liegen. Dazu kommen fehlende Grünflächen, schlechte Bildung und hohe Preise für den Kauf umweltfreundlicher Produkte oder Bio-Lebensmittel. Hier haben es ärmeren Gesellschaftsschichten eindeutig schwerer, auf die Umweltsituation und ihre damit zusammenhängende Gesundheit Acht zu geben.
Im Umkehrschluss könnte also ein konsequenterer Umweltschutz auch die soziale Gerechtigkeit vorantreiben, oder?
Schön zu sehen ist auf jeden Fall, dass die Thematik heute auch von vielen als Ansporn für ein besseres Zusammenhaltsgefühl in der Gesellschaft gesehen wird. Und das ist wohl wahr, wenn man bedenkt, dass wir alle gleichermaßen akut mit dem Thema Umwelt konfrontiert sind und deswegen auch nur gemeinschaftlich daran arbeiten können und müssen.
Wir kennen die Probleme
Insgesamt wissen junge und ältere Menschen sehr gut, dass unser Verhalten für die Umweltprobleme in ärmeren Ländern verantwortlich sind. Ihnen scheint Umwelt für sich selbst und für die kommende Generation wichtig zu sein. Beim Reduzieren zum Wohle der Umwelt sind Deutsche skeptischer. Nur 63,5 % nimmt an, dass ein geringerer Konsum Wegbegleiter ist für eine bessere Umwelt sein könnte. Wahrheit oder Selbstschutz? 49% der Befragten haben außerdem ausgesagt zu glauben, dass der Klimawandel mit einem Wirtschaftswachstum behoben werden kann.
Und nun?
Und was sagen uns diese ganzen Statistiken jetzt? Auf jeden Fall fällt auf, dass die Verantwortung für unsere Erde am Liebsten hin- und hergeschoben wird. Ob zur Kommunalpolitik, zur Bundesregierung oder zum Nachbarn - es wird geklagt und beschuldigt. Dabei gibt es eigentlich eine menge Dinge, die wir ganz allein umsetzen können - und zwar gleich heute!
Im zweiten Teil diesen Artikels, haben wir euch Tipps für einen nachhaltigeren Lifestyle zusammengestellt, die ihr simpel in euren Alltag integrieren könnt. Also gehen wir’s an!
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